Dank und Liebe sind die großen Mächte der Welt

Heute habe ich meinen Bafög-Antrag endlich bekommen. Die Summe ist relativ gut, jedoch droht man mir gleich am Anfang damit, dass ein Teil des Geldes auch wieder zurückgefordert werden kann, unabhängig von dem Beitrag, den ich am Ende meines Studiums zurückgeben muss. Die netten Damen und Herren vom Bafög-Amt verstehen nicht, dass meine Familie nicht so viel Geld für mich ausgeben kann, da wir dann auf vieles anderes verzichten müssten. Eigentlich wollte ich entspannt studieren und nicht immer Angst haben müssen, plötzlich wenig Geld zu haben. Manchmal, wenn ich mich und mein Leben dann mit wohlhabenden Freundinnen und Freunden vergleiche, werde ich ganz schnell sehr undankbar und traurig.

Ich sehe dann nur, was ich alles nicht habe. Ich kann nicht im teuren Biomarkt einkaufen gehen, neue Winterstiefel sind zu teuer, Reisen ist erst einmal von meiner To-Do Liste gestrichen, und so weiter. Als ich dann in meinem Zimmer saß, merkte ich plötzlich, dass dieses Fehlen einiger Dinge nicht alles ist!

Was fehlt mir denn? Ich habe eine liebevolle Familie, die meine Kunst liebt und mich unterstützt. Ich habe gute Freunde, die mich auch durch schwere Zeiten tragen und mich so akzeptieren, wie ich bin. Viele Bekannte schenken uns auch schöne Sachen, die manchmal besser aussehen als so manch ein neu gekauftes Kleidungsstück! Und in der Uni gibt es so viele Menschen, denen es genauso geht wie mir. Ich bin nicht allein!

Eigentlich ist Reichtum relativ. Ich bin auch reich; reich an lieben Menschen, schönen Erinnerungen und ganz wichtig: aus mir sprudeln förmlich die kreativen Ideen und dann sind da so manche einem kleine Wunder: Zum Beispiel sind bei mir innerhalb von drei Monaten drei richtig coole Mitbewohner in die vorher leere Wohnung gezogen, in der ich mich manchmal allein gefühlt habe.

Auch wenn ich das Klischee eines Dauer-Pleite-Studenten gut erfülle, werde ich an meine Studienzeit fröhlich und sehnsüchtig zurückdenken, an die Menschen, die dort Freunde und Wegbegleiter für mich wurden und an die vielen interessanten Vorlesungen.

Manchmal will ich gar nicht reich sein. Das macht mich weder glücklich noch zu einem besseren Menschen. Und ob meine Winterstiefel ein paar Flecken haben und nicht mehr in Mode sind, ist mir wirklich egal, wenn ich lachend mit meiner Familie durch die Natur wandere.