Haltung – Ein Zusammenspiel des Wirbelsäulengefüges und der Muskulatur

Der wesentliche statische Faktor ist das Knochengerüst der Wirbelsäule. Die anliegende Rumpfmuskalatur ist der wichtigste dynamische Faktor. Dazu kommt die seelische Gefühlslage, die über den Muskeltonus die gesamte Haltung und Bewegung beeinflusst.

Haltung – Ein Zusammenspiel des Wirbelsäulengefüges und der Muskulatur

Die aufrechte und gerade Haltung des Menschen hat sich im Laufe der Evolution entwickelt. Durch den aufrechten Stand ist der Mensch einzigartig unter den Lebewesen. Die Körperhaltung ist ein aktiver Prozess im Gleichgewicht von statischen und dynamischen Faktoren. Der wesentliche statische Faktor ist das Knochengerüst der Wirbelsäule. Die anliegende Rumpfmuskalatur ist der wichtigste dynamische Faktor. Dazu kommt die seelische Gefühlslage, die über den Muskeltonus die gesamte Haltung und Bewegung beeinflusst.

Rückenschmerz ist eines der häufigsten Symptome, weshalb der Arzt aufgesucht wird. Ein Risikofaktor ist die Haltungsschwäche, die schon in der Wachstumsphase beginnt. Die Aktion Orthofit mit der Kampagne “Haltung zeigen” dient zur Prävention dieser Haltungsschäden. Kinder und Lehrer sollen sensibilisiert werden, denn mit dem Eintritt der Pubertät setzt die entscheidende Wachstumsphase ein. Aus Fehlhaltung oder muskulären Schwächen können krankhafte Veränderungen entstehen.

Füße tragen uns durch das gesamte Leben: 98 % der Säuglinge werden mit gesunden Füßen geboren. Bei den Erwachsenen sind später aber nur noch 30 % der Füße einwandfrei intakt. 65% der Kinder tragen zu kleine Schuhe. Die allermeisten Deformitäten werden durch mangelnde Bewegung oder ungeeignete Kinderschuhe erworben. Eine Störung des normalen Gehens und Abrollens belastet über kurz oder lang angrenzende Gelenkstrukturen und die Wirbelsäule. Der Kinderfuß und sein Erscheinungsbild sind ein häufiger Grund für Eltern, sich Gedanken darum zu machen, ob sich alles normal entwickelt oder ob Auffälligkeiten in der Form oder Funktion des Fußes Anlass zur Sorge geben sollten. So ist der Orthopäde gefordert, eine Unterscheidung des normalen Fußes von einer Fußdeformität festzulegen, beziehungsweise ein Gangbild entweder als normal oder auffällig und möglicherweise therapiebedürftig zu beurteilen. Dies wird dadurch erschwert, dass im Laufe der Entwicklung durchaus einige Erscheinungsformen wie zum Beispiel der kindliche Knicksenkfuß oder ein vermehrt innenrotiertes Gangbild als Durchgangsstadium auftreten können und sich in den weiteren Reifungsprozessen wieder von selbst korrigieren oder zurückbilden.

Die Entwicklung und das Wachstum des kindlichen Fußes

Wie die Füße von Erwachsenen haben auch die von Kindern 28 Knochen, 31 Gelenke, zahlreiche Muskeln, Bänder und Sehnen sowie unzählige feine Nerven. Trotzdem unterscheiden sich Kinderfüße von ausgewachsenen Füßen! Die Fußskelette von Säuglingen und Kleinkindern sind noch weich und flexibel und die Knochen überwiegend knorpelig. Etwa zum Schulanfang haben sich die Muskulatur, die Bänder und das Fußskelett verfestigt und der vorher noch rundliche Kinderfuß weist nun ungefähr die Proportionen wie bei einem Erwachsenen auf. Kinderfüße wachsen in den ersten drei Lebensjahren im Schnitt um bis zu drei Stichlängen (eine Stichlänge beträgt 6,6 mm). Im frühen Schulalter ist mit einem Zuwachs von ca. eineinhalb Stichlängen pro Jahr zu rechnen. Nach dem Beginn des Schulalters nimmt die Wachstumskurve zunächst ab, später kommt es bei Mädchen im Alter zwischen acht und zehn, bei Jungen im Alter zwischen zehn und zwölf nochmals zu einer Wachstumssteigerung auf eineinhalb bis zwei Stichlängen pro Jahr. Die endgültige Fußlänge erreichen Mädchen mit 12 – 13 Jahren, Jungen mit 14 – 15 Jahren. Die Entwicklung des Längsgewölbes ist noch vor Ende des zweiten Lebensjahres abgeschlossen. Durch das bis zum vierten oder fünften Lebensjahr vorhandene „Spitzy-Fettpolster“ wird jedoch inspektorisch ein Plattfuß vorgetäuscht. Ab dem Alter von sechs Jahren nimmt die Höhe des medialen Längsgewölbes in Bezug zur Fußlänge nicht mehr zu. Die Faustregel lautet: Bei Laufanfängern wachsen die Füße monatlich um 1,5 Millimeter, bei älteren Kindern um 1 Millimeter. Weil sie zu Beginn am schnellsten wachsen, haben Kinderfüße schon zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat die ungefähre Hälfte ihrer letztendlichen Größe erreicht.


Maßnahmen zur Förderung der Fußgesundheit:
  • Fußgymnastik: Zum Beispiel Zehenspitzenlaufen, Balancieren auf einem Seil am Boden, Zehengreifspiele (Tücher, Steine, Kastanien usw.), Ballfangen oder Malen mit den Füßen.
  • Beim Barfußlaufen können sich die Füße frei entfalten und die Muskeln werden angeregt. Aktuellen Studien zufolge kräftigt Barfußgehen die Stabilität des Fußgewölbes. Schuhe mit sehr dünnen Sohlen können den Effekt des Barfußlaufens nicht imitieren.
  • Regelmäßige Fußhygiene: Neben dem Waschen und Eincremen tun auch Massagen den Füßen gut.
  • Ärztliche Vorsorgeuntersuchungen: Ist eine Fehlstellung vorübergehend oder dauerhaft? Je früher ärztlicher Rat gesucht wird, desto besser. Viele Fehlstellungen lassen sich bei Kleinkindern gut behandeln und meist reichen physiotherapeutische und orthopädietechnische Maßnahmen aus.
Schuhkauf

Bewegungsfreiheit ist für die Entwicklung und Erhaltung der Fußfunktionen besonders wichtig. Da uns das Klima nur selten die Möglichkeit für unbeschuhtes Gehen auf natürlichen Böden bietet, bedarf auch der gesunde Kinderfuß unserer Aufmerksamkeit. Grundsätzlich sollten Sie daher darauf achten, Schuhe mit atmungsaktiven Materialien auszuwählen. Kinderfüße schwitzen nicht nur genauso stark wie die Füße der Erwachsenen, sondern sogar stärker. Um Bakterien keinen Nährboden zu bieten, sollten die Schuhe zudem regelmäßig gelüftet werden. Am besten wechseln Sie täglich zwischen zwei Paar Schuhen. Außerdem sollte ein Kinderschuh leicht, flexibel und trotzdem stabil sein.

Wichtig bei Kinderschuhen ist auch die Passform. Gerade im Vorschulalter wachsen die Füße um bis zu drei Größen pro Jahr. Außerdem gibt es große Unterschiede im Verhältnis der Fußlänge zur Fußbreite. Um dem Bedürfnis nach einer optimalen Passform Rechnung zu tragen, hat der Arbeitskreis Kinderschuh – ein Zusammenschluss verschiedener Kinderschuhhersteller – das “WMS-System” entwickelt. Dieses System bezieht neben der Fußlänge auch die Fußbreite in die Schuhmaße mit ein. Das heißt, jede Schuhgröße wird schmal (S), mittel (M) und weit (W) angeboten. Führende Hersteller von Alltags-Kinderschuhen bieten ihre Schuhe entsprechend des “WMS-Systems” an; bei Kindersportschuhen ist dies bislang nur vereinzelt zu finden.

Tipps für den Kauf von Kinderschuhen
  • Überprüfen Sie einmal im Monat, ob die Schuhe noch groß genug sind. Rote Druckstellen an den Zehen weisen darauf hin, dass der Schuh zu klein ist. Weitere Warnsignale sind hochgebogene oder abgeschliffene Zehennägel, bzw. Blutergüsse unter den Zehennägeln.
  • Der Schuh sollte ca. 15 Millimeter länger als der Fuß sein. So haben die Zehen genügend Platz; Zehenfehlstellungen werden verhindert.
  • In guten Schuhgeschäften wird neben der Länge des Fußes auch die Breite gemessen. Dies ist notwendig, um die passende Größe entsprechend des “WMS-Systems” zu bestimmen. Kaufen Sie im Zweifelsfall lieber einen zu langen und weniger weiten Schuh als einen zu kurzen.
  • Achten Sie auf eine flexible Sohle. Wird der Schuh schräg gegen den Bogen gepresst, so sollte die Sohle im Bereich der Zehengrundgelenke abknicken und keinesfalls zwischen Absatz und Mittelfuß.
  • Kindersportschuhe brauchen keine Absätze – je flacher, desto besser.
  • Eine Dämpfung der Sohle ist frühestens im Schulalter sinnvoll.
  • Kinderfüße schwitzen mehr als Erwachsenenfüße. Achten Sie deshalb auf eine ausreichende Atmungsaktivität der Obermaterialien.
  • Kaufen Sie die Schuhe für Ihr Kind am besten am späten Nachmittag. Die Füße sind dann etwas angeschwollen. Die Gefahr, zu kleine Schuhe zu kaufen, verringert sich.
  • Die Schuhkante sollte weich abgepolstert sein und weder am Knöchel noch an der Achillessehne einschneiden.
Wenn eine Einlagenversorgung nötig wird

Ab welchem Alter ist eine orthopädische Unterstützung sinnvoll? Handlungsbedarf in Form von Kinder-Schuheinlagen besteht auf jeden Fall bei schmerzenden Füßen, extremen Fehlstellungen oder neurologischen Erkrankungen. Beobachten Eltern einen unsicheren Gang, eine schlechte Körperhaltung oder häufiges Stolpern der Kleinen, ist ein Termin beim Kinderorthopäden Pflicht. Stellt der Arzt dann eine entsprechende Diagnose, dienen individuell angefertigte Kinder-Schuheinlagen der Therapie. Ab einem Alter von etwa sieben Jahren benötigen Fehlstellungen besondere Aufmerksamkeit. Einlagen können Kindern nun helfen, die weitere Fußentwicklung in gesunde Bahnen zu lenken. Korrekturen sind mit Abschluss der Pubertät an ausgewachsenen Füßen nicht mehr so einfach möglich. Dann heißt die Devise: Schmerzen durch Einlagen reduzieren.

Worauf ist zu achten?

Um Fehlstellungen oder angeborene Krankheitsbilder während des Wachstums der Kinder erfolgreich zu korrigieren, müssen Einlagen für Kinderschuhe bestimmte Kriterien erfüllen: Die Einlagen sollten von einem erfahrenen Schuhtechniker individuell angefertigt werden. Hierzu gibt es Schaumstoffabdrücke oder eine vorangehende Fußdruckmessung. Die wichtigste Bedingung für die medizinische Wirksamkeit ist die Passgenauigkeit, die aufgrund der Wachstumsschübe der jungen Träger:innen in regelmäßigen Zeitabständen kontrolliert werden muss. Standardeinlagen von der Stange sollten hingegen nicht den Weg in den Kinderschuh finden.

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