Eine Lithurgraphie

Ufff… Erschöpft lehne ich mich zurück und schaue auf die beiden Steine, die vor mir auf dem Arbeitstisch liegen. Blank geschliffen und nass glänzend. Moment; Steine schleifen im Kunststudium – klingt ja nicht so entspannt und spaßig wie das Studium in meinem letzten kleinen Bericht beschrieben wurde, oder?

Die Steine sind der Anfang. Der Anfang eines langen Prozesses, Lithographie genannt. Ein spezielles und sehr altes Druckverfahren, bei dem mit Kreide oder Tusche auf einen besonders fettigen Stein gezeichnet wird, meist aus Steinbrüchen im zünftigen Bayern gewonnen. Der Stein wird danach ganz gründlich und vorsichtig mit verschiedenen Substanzen behandelt, bis ein richtiges Fettbild darauf entsteht. Streicht man dieses dann mit Druckfarbe ein, kommt die Zeichnung wieder zum Vorschein, die vorher durch die zahlreichen Substanzen zum farblosen Fettbild wurde. Eine große Presse tut dann ihr Bestes, um einen schönen Druck zu Papier zu bringen.

Ein Haufen Arbeit, wirklich! Besonders das Schleifen der schon ordentlich schweren Steine!

Da lehne ich jetzt erschöpft an meiner Werkbank und merke, dass nicht jedes Kunstwerk sich innerhalb von zwei Tagen malen lässt. Ich bin sonst oft eine sehr schnelle Zeichnerin schnell oder eher ungeduldig? – das frage ich mich in diesem Moment. Es ist spannend zu erleben, wie so ein Druckprozess abläuft, wie viel Mühe, Zeit und Energie das Erschaffen einer kleinen Zeichnung braucht. Umso mehr freute ich mich, als ich am Freitag endlich das Ergebnis in den Händen halten durfte, einen frech lächelnden kleinen Jungen mit großen, glänzenden Augen.

Es ist doch eine super Motivation, sich lange mit etwas zu beschäftigen, anstatt es nach ein paar schönen Minuten wieder zu vergessen und sich einer anderen Sache zuzuwenden. Man lernt dabei so viel Tieferes über diese eine, interessante Sache. Sie brennt sich ins Gedächtnis. Das gilt nicht nur für künstlerische Tätigkeiten, auch für die Zeit, die man sich nimmt, um zum Beispiel einen guten Freund oder eine gute Freundin zu treffen. Ein langes Gespräch, ein Sich-Zeit-Nehmen und geduldig und gerne zuhören schafft diese wundervollen Erinnerungen, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn wir die Augen schließen und die Gedanken an das Vergangene wieder an uns vorbeiziehen lassen.