Mit Team und Kamera – Erlebnisse in der Filmklasse
Ein Bericht der Kunststudentin Anastasia Schneider
Er sieht sich im Spiegel an, betrachtet nachdenklich sein Gesicht. Verschwommen sieht man seinen Rücken, den gehobenen Arm mit dem er sich die dunklen Locken aus dem Gesicht streicht und den dunkelrot gemusterten, leuchtenden Pullover, als sonnigen Kontrast zum dunklen Hintergrund.
Nein, das ist kein von mir gemaltes Gemälde. Es ist ein Ausschnitt aus einem kurzen Film. Einem Film, an dem ich mit meiner wunderbaren Filmklasse drehe. Ich habe im Januar schon einmal von meiner großen Freude berichtet, in diesem spannenden Hochschulprojekt mitmachen zu dürfen. Unsere Professorin gibt sich große Mühe mit uns. Sie ist eine engagierte Lehrerin!
Im April ist sie eine ganze Woche mit uns auf das 34. Filmfest in Dresden gegangen. Hier konnten wir Kurzfilme aus aller Welt sehen. Danach erhielten wir von den Filmemachern ganz persönliche Einblicke in ihre Arbeit. Unsere Klasse arbeitet gern und viel im Team. Keiner lässt den anderen hängen. Und wenn mal hier eine Kamera oder dort ein guter Ort zum Drehen fehlt, unterstützen wir uns gegenseitig. Die Erfahrung, dass ein Kunstwerk nicht aus einem selbst heraus, sondern aus der Zusammenarbeit mit vielen kreativen Köpfen entsteht, finde ich sehr wertvoll.
Meinen Kurzfilm drehe ich hauptsächlich mit zwei sehr guten Freund:innen. Eine studiert ebenfalls mit mir Kunst und besucht die Filmklasse. Und dann mein Mitbewohner, der die Hauptperson in meinem Film spielt, ist die zweite Person. Beide setzen sich engagiert für das noch unfertige Kunstwerk ein. Normalerweise hat mein Mitbewohner eine etwas kritische Meinung zur Kunst. Viele Werke, die er bisher betrachtet hat, hat er nicht verstanden. Manchmal nennt er im Museum einige Kunstwerke frech „Deko“ und wir haben dann lange und meistens echt lustige Diskussionen darüber. Doch das Filmdrehen findet er interessant. Beide bringen immer wieder neue und interessante Vorschläge ein, was man noch tun könnte, um das Projekt zu verbessern. Wir waren z.B. auf einem großen, sonnigen Platz mit Pflastersteinen und haben verschiedene Schattenspiele mit unseren eigenen Körpern gefilmt. Mal das Gesicht und die feinen, im Wind wehenden Strukturen der Haare und mal Aufnahmen von unseren Schatten, wie sie mit den Schatten der umliegenden Bäume und Laternen zu Fantasiewesen und geheimnisvollen Gegenständen verschmelzen.
Was genau der Film für eine Botschaft hat? Das fragt ihr euch jetzt sicher. Es geht um den Menschen, der sich mit seinem eigenen Körper aber auch seinem Wesen beschäftigt und sich fragt, wie er in die Gesellschaft passt, darum, dass es wichtig ist Menschen ihre freie Entfaltung zu lassen, sie nicht zu zwingen, so auszusehen wie vielleicht die Familie oder die Schule es wollen. Wir alle kennen den guten alten Gruppenzwang und die Tatsache, dass man manchmal ausgeschlossen wird, da man anders aussieht oder sich anders kleidet als andere. Im Film tauchen viele Schattenspiele auf. Unsere Schatten zeigen uns, wie ähnlich wir alle sind. Wir sind alle Menschen!